Vergesellschaftung


Bartagamen sind in der Natur Einzelgänger und besitzen mehrere Quadratmeter große Reviere (1 bis zu 3 Hektar), in denen sie auch nur sehr selten auf Artgenossen treffen. Einzig zur Paarung sucht ein Bartagamenmännchen die am Rande des Reviers lebenden Weibchen auf, um sich fortzupflanzen.

Bartagamen Revier

Terrarienhaltung

Generell erschließen sich hier zwei Lager in der Bartagamenhaltung. Auf der einen Seite stehen jene, die aufgrund des natürlichen Lebensraums zur Einzelhaltung der Tiere raten. Die andere Seite spricht sich für eine Gruppenhaltung aus.

Man sollte Bartagamen jedoch nicht zu sehr „vermenschlichen“ und sich die Frage stellen, ob ein Tier welches als kompletter Einzelgänger in riesigen Revieren lebt, wirklich in einen begrenzten Raum ohne Ausweichmöglichkeiten mit Artgenossen zusammengesetzt werden sollte.

Wichtig: Dass Bartagamen in der Natur Einzelgänger sind, sollte unbedingt bei der Terrarienhaltung berücksichtig werden, was grade für Neulinge eine Gruppenhaltung ausschließen sollte. Generell sollte die Einzelhaltung bevorzugt werden, trotzdem werden hier alle Arten der Haltung vorgestellt. 

Einzelhaltung

Viele Halter bevorzugen die Einzelhaltung, da diese dem natürlichen Leben einer Bartagamen am nächsten kommt. Hier kommen oft menschliche Gedanken auf, dass das Tier doch so an Vereinsamung und Langweile leide. Doch sind dies wirklich rein menschliche Gedanken und haben nichts mit der Natur der Bartagame gemein.

Aber auch in der Einzelhaltung sollte nicht am Platz im Terrarium gespart werden. Auch ein einzelnes Tier blüht in einem 3 Meter Terrarium mit passender Beleuchtung auf, genießt das Klettern und die verschiedenen Sonnenplätze.

Auch in der Einzelhaltung kann es passieren, dass ein Weibchen unbefruchtete Eier legt. Dafür sollte möglichst immer ein geeigneter Eiablageplatz mit hoch aufgeschütteten feuchteren Sandgemisch vorhanden sein, oder gegebenenfalls eine gesonderte Eiablagebox, damit es zu keiner Legenot kommen kann.

Gruppenhaltung

Vorweg: Aufgrund der natürlichen Lebensweise der Tiere, kann es bei einer Vergesellschaftung immer zu Problemen untereinander kommen. Diese können auch erst nach mehreren Jahren auftreten oder sind oft für den Menschen kaum wahrnehmbar. Denn auch ruhiges Aufeinanderliegen kann eine Art von Dominanzverhalten sein, unter dem ein Tier unter Umständen extrem leidet. Somit sollte immer im Hinterkopf gehalten Gruppenhaltungwerden, dass man eine Ausweichmöglichkeit haben sollte, um alle Tiere zu trennen und "artgerecht" halten zu können.

Wird trotz Allem eine Gruppenhaltung angestrebt, muss das revierbildende Verhalten und der Sexualtrieb der Tiere berücksichtig werden. Somit sollte man dort eine wirklich große Grundfläche mit viel Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeiten anbieten. 

Meist wird eine Gruppe von einem Männchen mit zwei Weibchen vergesellschaftet. Allerdings können auch in der 1.2 Haltung schnell Probleme zwischen den Tieren auftauchen. Sei es das "hypersexte Männchen", welches die Weibchen stresst. Aber auch ein sehr dominantes Weibchen, welches das Männchen tyrannisiert. 

Daher ist die Möglichkeit alle drei Tiere bei Problemen getrennt in passenden Terrarien halten zu können sehr wichtig. Zu viele Tiere werden von Haushalt zu Haushalt geschoben.

- Mehrere Männchen

Männliche Tiere besitzen ein starkes Revierverhalten und sind in der Regel untereinander aggressiv, Imponierenwas sich in Drohgebärden, Schwanzpeitschen bis hin zu Beißerein äußern kann.  Doch wie oben bereits erwähnt kann auch einfaches Aufeinanderliegen, das in Besitznehmen aller guten Sonnenplätze und das streitig machen des Futters auf Unterdrückung hinweisen. Oft ist somit ein Männchen deutlich kleiner, versucht nicht einmal mehr zu den Sonnenplätzen zu gelangen und lässt immer das dominante Männchen zuerst fressen. Diese Unterwerfung kann so stark ausgeprägt werden, dass die Hemipenistaschen langsam zurück gebildete werden, damit man sie nicht mehr als Männchen erkennen kann.

Somit sollten männliche Tiere immer voneinander getrennt gehalten werden. Auch sollten sich die Terrarien niemals in Sichtweite der jeweiligen Tiere befinden, da es allein aufgrund des visuellen Stresses zu Todesfällen kommen kann.

- Mehrere Weibchen

Das oben beschriebene Verhalten kann allerdings auch in einer Gruppe von Weibchen auftreten. Zwar ist hier das Revierverhalten nicht so stark ausgeprägt, doch können starke Dominanzunterschiede zu extremen Stress bis hin zur Abmagerung der devoten Tiere führen. Gleiches gilt auch für Geschwistertiere.

Natürlich ist hier auch die Terrariumgröße anzupassen. Jedes Tier sollte einen komplett ausgestatten Sonnenplatz für sich beanspruchen können und vor allem muss es genügend Sichtschutz und Ausweichmöglichkeiten für die Tiere geben. Dies impliziert natürlich, dass das Terrarium wirklich mehrere m2 Grundfläche besitzen sollte.

Anmerkung: Weibchen können auch ohne Männchen unbefruchtete Eier legen. Somit ist ein grabfähiger Bodengrund hier besonders wichtig.

Paarhaltung

Von einer Paarhaltung wird sehr oft abgeraten, da Sexualtrieb und Dominanzverhalten so unweigerlich auf ein einziges Tier projiziert werden. So kann ein potentes Männchen das Weibchen durch unablässiges Nachstellen stark stressen. Aber auch bei verschieden ausgeprägter Dominanz  gleichgeschlechtlicher Bartagamen kann so nicht auf andere Tiere ausgewichen werden. Beide Faktoren können natürlich auch bei einer größeren Gruppe zu einem Problem werden. Oft versteift sich das Männchen auch in größeren Gruppen auf ein Weibchen. In diesem Fall müssen die Tiere schnellst möglich in Einzelhaltung untergebracht werden.

Andere Echsen

Auch wenn es Haltungsberichte gibt, in denen die Halter davon schwärmen, wie toll sich Bartagamen mit Kragenechsen, Skinken oder Waranen verstehen, wird ganz klar davon abgeraten

KragenechseMeist gibt es massive Größenunterschiede zwischen den verschiedenen Arten, was ein großer Stressauslöser für die anderen Tiere sein kann. So kann es passieren, dass ein kleineres Tier schnell einmal als vermeidliches Futtertier endet. Zudem variien die Lebensweisen der Tiere oft stark, auch wenn sie aus dem gleichen Gebiet kommen. So benötigen einige Arten eher Hochterrarien mit Baumähnlicher Ausstattung und wirklich Unmengen von Quadratmetern. Abgesehen davon sind Bartagamen an sich in der Natur definitiv Einzelgänger und es stellt sich schon die Grundsatzfrage, ob man diese mit anderen Bartagamen vergesellschaften sollte.

Andere Echsen sind aber meist Fressfeinde oder Konkurrenten, welche nun auf wenigen von Menschen gestellten Metern in das Revier der Bartagamen eindringen. Auch unterschiedliche Körpersprachen können sehr schnell zu Auseinandersetzungen führen. Aber auch hier ist es wichtig, dass Unterdrückung nicht immer in Kämpfen enden muss, sondern auch still für den Menschen fast unsichtbar vonstattengehen kann. Sehr oft ist ein Tier kleiner, etwas unterentwickelt, frisst weniger und kann sich weniger Sonnen.

Somit wirft sich hier die Frage auf, zu welchem Zweck man mehrere verschiedene Arten von Einzelgängern in einen begrenzten Raum zusammensetzen sollte. Für die Tiere gibt es dort sicherlich keinen positiven Aspekt und allein die Gewissheit, dass die Tiere sich nicht bis aufs Blut bekämpfen als Rechtfertigung zu sehen, ist fragwürdig.

Auch wenn die Tiere seit Jahren in Gefangenschaft leben, sollte man ihre Art und ihre Natur nicht vergessen und sich immer fragen: Welchen Nutzen hat es für mein Tier.