Sinnesorgane
Auch unsere
Bartagamen nehmen die Zustände und Vorgänge ihrer
Umwelt über Sinnesorgane
wahr.
In
stark
vereinfachter Form könnte man sagen, dass die Sinnesorgane
äußere Reize „empfangen“,
welche in elektrische Nervenimpulse umgewandelt und an das Hirn
weitergeleitet
werden.
Haut
Reptilien im Allgemeinen besitzen eine trockene sehr widerstandsfähige Haut, welche zum einen Schutz vor Verletzungen und Angreifern bieten soll, zum anderen verhindert sie das Austrocknen des Tieres. Die Haut besteht aus zwei Schichten, der dünnen Oberhaut (Epidermis) und der dicken gut ausgeprägten Lederhaut (Dermins). Die Oberhaut besitzt „wasserabweisende“ Fette (hydrophobe Lipide) welche die Tiere vor dem Austrocken bewahren. Zudem enthält sie ein besonders hartes Kreatin, welches nur bei Reptilien vorkommt. Die Schuppen der Echsen leiten sich größtenteils von der Oberhaut ab und bestehen hauptsächlich aus genanntem harten Kreatin. Die meisten Echsenarten besitzen zudem noch kleine Knochenplatten (Osteoderme), welche unter den keratinisierten Schuppen liegen.
In der Lederhaut befinden sich bei Bartagamen pigmenthaltige Zellen, die sogenannten Chromatophoren, welche für die Farbveränderung der Haut zuständig sind. So können sich die Tiere je nach Gemütszustand aber auch angepasst an Temperatur und Lichtverhältnisse heller oder dunkler Einfärben.
Anders
als bei Säugetieren, deren Haut sich ständig
erneuert, indem die oberen
Schichten abgenutzt und in Form von winzigen Hautschuppen abgerieben
werden,
findet die Erneuerung bei Reptilien nur periodisch statt. Da
die oberste Schicht der Bartagamenhaut aus einer
toten Hornschicht besteht, kann diese nicht mit dem Tier mitwachsen und
muss
somit regelmäßig komplett erneuert und die alte
Schicht abgestoßen werden.
Kurzeitig liegen so die neue Hornschicht und die alte
übereinander, was die
Haut meist leicht milchig erscheinen lässt. Bis die alte Haut
in großen Stücken
abgestoßen und gerieben wird. Bei diesem Vorgang muss man
immer darauf achten,
dass keine Häutungsprobleme auftreten.
Zunge
Die
Zunge der Bartagame ist beweglich, sie kann so ein ganzes
Stück weit
vorgestreckt werden und ist an ihrer Basis mit dem Zungenbein
verbunden. Die
Echsen können mit diesem Streckvorgang ihre Nahrung aufnehmen
und in ihr Maul
einbringen. Zudem unterstützt die Zunge den Schluckvorgang und
kann die Nahrung
in passende Stellung bewegen.
Die
wichtigste
Funktion der Zunge besteht jedoch darin, Duftpartikel zum
Jakobson'schen Organ
zur Geruchswahrnehmung (Olfaktion) zu bringen.
Jakobsin'schen Organ (Jacobsonschen)
Das Jakobson'schen Organ oder auch Vomeronasal Organ liegt am Gaumendach vor der inneren Nasenöffnung und dient als ein chemisches Sinnesorgan, das eine Mittelstellung zwischen Geruch und Geschmack einnimmt. Seine Aufgabe besteht darin, Duftstoffe welche mit der Zunge aufgenommen wurden zu untersuchen. Bei dem Jakobson'schen Organ handelt es sich um ein Paar grubenartiger Organe im Gaumendach der Bartagame. Diese Gruben sind mit reizleitenden, chemosensorischen Gewebe (Epithel) ausgekleidet. 1
Auge
Bartagamen können sehr weit, scharf und vor allem farbig sehen. Sie zählen zu den Tetrachromaten und besitzen somit 4 verschiedene Farbrezeptoren (der Mensch hat im Vergleich 3 verschiedene Farbrezeptoren). So geht man davon aus, dass sie in der Lage sind, bestimmte Bereiche des UV-Spektrums direkt wahrnehmen zu können. Dies erklärt auch, warum die Beleuchtung eines jeden Terrariums eine Wissenschaft für sich ist und die Tiere für uns helles Licht zum Teil ganz anders wahrnehmen.
Am Augenrand sind kleine wimpernähnliche Schuppen aufzufinden, welche das Auge vor Schmutzpartikeln schützen sollen. Bartagamen besitzen bewegliche Augenlider, wobei das untere deutlich mehr Bewegungspielraum besitzt. Hinzu kommt noch ein drittes Augenlid, welches zum Schutz über das Auge gefahren werden kann, ist es dauerhaft sichtbar, kann dies auf Erkrankungen und einen schlechten Gesundheitszustand hindeuten.
Der Augapfel an sich hat eine rundliche Form und ist von Muskeln umgeben. Hinter der Regenbogenhaut (Iris) kann man eine verformbare Linse sehen. Die weiße Augenhaut, auch Sklera genannt, ist sehr dünn gehalten. Am Übergang der weißen Augenhaut und der Hornhaut (Kornea) befindet sich der sogenannte Skleralring oder auch Sklerotalring. Dieser besteht aus vielen kleinen Knochenplättchen und dient hauptsächlich der „Anpassung“ des Auges, um auf eine bestimmte Entfernung zu fokussieren, also der Akkommodation.
- Akkommodation
Wie schon beschrieben, bedeutet Akkommodation das Einstellen und Fokussieren des Auges auf bestimmte Entfernungen. Reptilien haben meist eine weite Spanne von fern bis recht nahe durchgängig „scharfgestellt". So haben Bartagamen ihr Auge im entspannten Grundzustand auf die Ferne fokussiert. Erscheint nun ein Beutetier oder auch der Teller voll frischem Grün sehr nahe an ihrem Gesichtfeld, kontrahiert die Pupille und die Pupillengröße wird verringert.
Die Pupillengröße variiert bei Reptilien zwar auch mit der einfallenden Lichtstärke, doch sieht man eine deutliche Verkleinerung beim Fokussieren naher Objekte. Somit ist meist eine Akkommodation erforderlich, wenn Gegenstände sehr nahe an dem Tier selbst sind. Dies kann man beim Füttern der Tiere sehr gut selbst beobachten.
Auch
haben die Tiere direkt vor der Nasenspitze einen toten Winkel. Meist kann man
beobachten, dass die Tiere ihren Kopf leicht seitlich drehen, um nahe
Gegenstände oder Beute direkt vor ihnen wahrzunehmen
Abb.: Okulare Akkommodation bei der Zacken-Erdschildkröte (Diplomarbeit als PDF einsehbar)
Drittes Augenlid
Hier sieht man das dritte Augenlid, welches beim Fressen und Jagen zum Schutz vor das Auge geschoben werden kann
Parietalauge
Das Parietalauge, auch Scheitelauge oder drittes Auge genannt, befindet sich recht mittig auf dem Kopf der Bartagame. Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine Art Auge mit einer Linse, Netzhaut und Ganglienzellen (Nervenzellen des Auges). Einzig die Augenlider, eine Iris und Muskeln fehlen komplett.
Es ist durch das Scheitelloch oder auch Parietalöffnung mit dem Zwischenhirn verbunden, so dass eine aktive Reizweiterleitung gewährleistet ist.
Die genaue Aufgabe des dritten Auges ist aber leider immer noch nicht komplett geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass durch die photorezeptorischen Vorgänge die Schatten nahender Fressfeinde von oben wahrnehmen können und die Bartagame so vor Angriffen von Vögeln oder großen Raubtieren besser geschützt ist.
Ohren
Bartagamen fehlt der äußere Gehörgang, der zum Schallsammeln benötigt würde. Das Trommelfell liegt offen an den Seiten des Schädels und ist mit einer äußeren Haut umgeben, welche sich auch bei der Häutung des Tieres erneuern kann, sich also mithäutet. Schallwellen werden von der Luft übertragen und gelangen direkt ungebündelt auf das Trommelfell.
Hinter dem Trommelfell liegt die Paukenhöhle mit nur einem einzigen Gehörknochen (Columnella), welcher die Schallwellen in das Innenohr transportiert. Dieser ist ähnlich eines Vorgängers des menschlichen Steigbügels (Stapes) und überträgt Schallwellen, welche auf das Trommelfell treffen, auf die Gehörschnecke (Cochlea), welche jedoch nicht schneckenförmig und weniger ausgebildet ist.
Das Gehör nimmt somit nur einen engen Bereich an niederfrequenten Tönen wahr. 2
Nase
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2)
Rüschoff B. , Christian
B. (2012) Reptilienpraxis: Falldarstellungen häufiger Reptilienerkrankungen,
Herpeton Verlag
O'Malley B. (2008),
" Klinische Anatomie und Phyiologie bei kleinen Heimtieren, Vögeln,
Reptilien und Amphibien" Elsevier Urban & Fischer Verlag
Mader D. R., (2005) Reptile Medicine and Surgery, Saunders Verlag
Karlo H. (2009): „Röntgenologische Normalanatomie und gastrointestinale Kontrastmittelstudien bei Bartagamen (POGONA VITTICEPS)“, Veterinärmedizinischen Universität Wien
Berger K T E „ (1924) EXPERIMENTELLE STUDIEN ÜBER SCHALLPERZEPTION BEI REPTILIEN. Von Dr. K~T~E BERGER., Aus Dem Zoologischen Institut Der Universit~T Breslau.)
Kurado
R. (1923): „Studien über das Gehör der Reptilien. (Rye
Kuroda Joarn.
Bd. 3, Nr. 1, S. 27--36, 1923.) Dr. A~old Berliner, Berlin
Verlag yon Julius Springer in Berlin